Sofia Gubaidulian at an introductory talk, 2006 © Priska Ketterer / Lucerne Festival
Sofia Gubaidulian at an introductory talk, 2006 © Priska Ketterer / Lucerne Festival

Sie war eine der bedeutendsten Komponistinnen unserer Zeit und Lucerne Festival eng verbunden: Am 13. März 2025 verstarb im Alter von 93 Jahren Sofia Gubaidulina. Lange Zeit musste die im tatarischen Tschistopol geborene Schülerin von Dmitri Schostakowitsch für die Schublade komponieren, wurde ihre Musik in der Sowjetunion doch nicht aufgeführt: zu eigenwillig, zu experimentell, keinesfalls der staatlich verordnete «Sozialistische Realismus». Auch den religiösen Subtext vieler Werke beäugte man misstrauisch. Gubaidulina hielt sich mit Filmmusik über Wasser. Jenseits des Eisernen Vorhangs wurde sie erst Anfang der 1980er Jahre bekannt, als Fünfzigjährige, als der in den Westen emigrierte Geiger Gidon Kremer ihr Violinkonzert Offertorium aufführte. 1992 verliess auch Gubaidulina ihr Heimatland und übersiedelte nach Deutschland, in die Nähe von Hamburg.

Bei Lucerne Festival stand ihre Musik erstmals 1989, seit der Jahrtausendwende dann aber regelmässig auf dem Programm. Im Sommer 2007 hoben Anne-Sophie Mutter, Sir Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker hier das Zweite Violinkonzert In tempus praesens aus der Taufe. 2012 war Gubaidulina als composer-in-residence zu Gast und präsentierte sich mit einer umfassenden Werkschau – passend zum damaligen Festivalmotto «Glaube», denn ihr Komponieren gründet in ihrer Spiritualität: «Komponieren ist immer eine spirituelle Arbeit», erklärte sie.

Auf diese spirituelle Dimension verweist im Fall von Gubaidulinas Klavierkonzert Introitus aus dem Jahr 1978 bereits der Titel: Er ist der katholischen Liturgie entlehnt und meint dort den feierlichen Einzug der Priester und Ministranten. Mit diesem eher selten gespielten Werk, das die Komponistin 2016 in enger Zusammenarbeit mit der Pianistin Alice di Piazza noch einmal überarbeitete, erinnern wir beim Forward-Festival an Sofia Gubaidulina. Solistin ist die Finnin Helga Karen, die im obenstehenden Video in das Werk einführt.

On her Instagram account, pianist Helga Karen shares daily glimpses into her rehearsing Gubaidulina's "Introitus"

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Hear "Introitus" at Lucerne Festival Forward 2025