1970 in der Provinz Jiangsu geboren, wuchs Wu Wei mit traditionellen chinesischen Instrumenten auf, die schon sein Vater spielte. Als 15-Jähriger entschied er sich für die Ausbildung auf der Sheng, der chinesischen Mundorgel: Sie ist ein metallenes Blas- und Harmonikainstrument mit bis zu 37 Pfeifen, das auf eine Geschichte von über 3 000 Jahren zurückblicken kann. 1989 nahm Wu Wei an der Musikhochschule von Shanghai sein Studium des Instruments auf, 1995 erhielt er ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, das ihm weiterführende Studien an der Hochschule für Musik «Hanns Eisler» in Berlin ermöglichte. Dort erhielt er wichtige Impulse von Rolf Zielke, einem Jazzpianisten, der ihm die Welt der Improvisation erschloss. 1996 und 2002 gewann er jeweils den Ersten Preis beim Weltmusik-Wettbewerb «Musica Vitale». Wu Wei spielt sowohl traditionelle als auch Alte und Neue Musik sowie Jazz. Er hat mehr als 400 Werke zur Uraufführung gebracht, darunter über 20 Konzerte für Sheng und Orchester, komponiert von Unsuk Chin, Toshio Hosokawa, Enjott Schneider, Jörg Widmann oder Tan Dun. Dabei arbeitete er mit den Berliner Philharmonikern und Kent Nagano, dem Los Angeles Philharmonic und Gustavo Dudamel, dem Orchestre National de France und Myung-Whun Chung, dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra und Susanna Mälkki sowie dem BBC Symphony Orchestra und Ilan Volkov zusammen. Wu Wei tritt aber auch mit Ensembles der Alten Musik wie der Lautten Compagney auf; er musiziert mit Formationen der Neuen Musik wie dem Ensemble Modern und dem Ensemble intercontemporain, und er präsentiert Jazz mit dem französischen Akkordeonisten Pascal Contet oder dem Large Ensemble. Wu Wei ist auch selbst als Komponist erfolgreich. Für seine CD-Einspielungen wurde er u. a. mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Von 2013 bis 2016 lehrte er als Professor in Shanghai. Mittlerweile lebt er wieder in Berlin und ist deutscher Staatsbürger.
Juli 2023