So locker kann Klassik sein: 10 Jahre 40min

10 Jahre 40min! Als wir im Musiksommer 2013 das Festivalmotto «Revolution» ausriefen, da wollten wir auch den klassischen Konzertabend «revolutionieren». Mit einem Format, das jede und jeden anspricht: Meloman*innen, aber auch alle, die einfach mal Festivalluft schnuppern möchten. Mit einem Format, das nicht nur Musik präsentiert, sondern auch Gespräche mit den Künstler*innen – um sie als Menschen kennenzulernen und um mehr über die Komponist*innen, ihre Werke und über das zu erfahren, was sich bei der Interpretation im Wortsinn «abspielt». Mit einem Format, das die gesamte Palette des Festivalangebots abbildet, vom Renaissance-Madrigal bis zu ganz gegenwärtigen Klangexperimenten, vom Solostück bis zur grossen Orchesterbesetzung. Mit einem Format, das in die besondere Festivalatmosphäre eintauchen lässt, das aber ohne klassische Kleiderordnung, also ohne Frack und Galakleid aus- und vielmehr höchst leger daherkommt. Mit einem Format, das kürzer ist als ein Konzert, aber länger als ein blosser Appetizer.

Kurz gesagt: Gesucht wurde die eierlegende Wollmilchsau. Ge- bzw. erfunden haben wir: 40min. Als «moderierte Gratiskurzkonzerte» stellten wir die Reihe damals vor. Mit einem bewusst umständlichen Wortungetüm also, das deutlich machen sollte, was die 40min alles in sich vereinen.

Unterstützt wird die 40min-Reihe seit ihrer Entstehung 2013 von unserem Hauptsponsor und Partner 40min Zurich Versicherung.

Seither haben sich die 40min-Konzerte zu einem der beliebtesten Festival-Angebote, ja zu einem wahren Publikumsmagneten entwickelt, gerade weil sie so abwechslungsreich sind. Und sie sprechen tatsächlich alle an: fortgeschrittene Festivalfans, spontane Besucher*innen und auch junge und jüngste Hörer*innen, die es sich vorne an der Bühne auf gemütlichen Sitzsäcken bequem machen dürfen.

Bei 40min konnten und können Sie zahllose Entdeckungen machen: Da erhalten die Teilnehmer*innen der Lucerne Festival Academy eine «Carte blanche», um uns aufregende Hörabenteuer zu bescheren. Da stellen wir Projekte «in the making» vor: neue, noch tintennasse Partituren, die Sie in Auszügen bereits vor ihrer offiziellen Uraufführung kennenlernen können. Oder Produktionen für Kinder und Familien mitten im Probenprozess.

Sie können aber auch die berühmten Stars erleben – mit Musik und im Gespräch. Anne-Sophie Mutter etwa, die 2016 in den 40min Alban Bergs Violinkonzert präsentierte. Eine lange Schlange bildete sich damals vor dem KKL Luzern, und leider reichte der Platz im Luzerner Saal nicht für alle Interessierten… Gleiches gilt für den Sommer 2014, als Sir Simon Rattle am Pult der Lucerne Festival Academy stand und in Luciano Berios Coro einführte.

Für einen weiteren unvergesslichen 40min-Moment sorgte Sir Simon, als er 2018 demonstrierte, wie er sich gemeinsam mit Jaehyuck Choi und Duncan Ward auf die Aufführung von Karlheinz Stockhausens Gruppen vorbereitete – ein Orchesterstück, das gleich drei Dirigent*innen verlangt und eine entsprechend komplexe Koordinationsleistung. Ohne Orchester, sozusagen als Taktstock-Solisten, dirigierten sich Rattle, Choi und Ward durch die Partitur, singend, brummend, ihre Einsätze präzise aufeinander abstimmend.

Aber auch viele andere waren in den 40min-Events zu Gast, von Riccardo Chailly, Isabelle Faust, Sol Gabetta, Martin Grubinger, Bernard Haitink, Daniel Harding, Heinz Holliger, Jakub Hrůša, Yannick Nézet-Séguin und Golda Schultz bis zum Slam-Poeten Saul Williams oder dem Comedy-Duo Igudesman & Joo. Dazu natürlich immer wieder das Lucerne Festival Orchestra, gerne auch en miniature, will heissen: mit originellen Kammermusikprogrammen. Passend zum Festivalmotto «verrückt» etwa erklangen im Sommer 2021 Kompositionen für alles andere als alltägliche Besetzungen. Beispielsweise für zwei Kontrabässe oder Kontrafagott: total tiefe Töne!

Wir freuen uns auf neun abwechslungsreiche 40min-Events im Jubiläumssommer 2023, ausserdem auf ein neues Angebot: Zum 10. Geburtstag gibt’s erstmals ein dreiteiliges 40min Open Air direkt vor dem KKL. Auch hier ist der Bogen denkbar weit gespannt, trifft doch das Blechbläserquintett KamBrass auf die Schlagzeuger*innen des Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) und auf die Hornistin Sarah Willis, die uns mit ihrer Sarahbanda in Tanzlaune versetzen wird.