Applaus nach András Schiffs erstem Auftritt bei Lucerne Festival (damals noch Internationale Musikfestwochen Luzern) im Sommer 1990 © Peter Fischli / Lucerne Festival
Applaus nach András Schiffs erstem Auftritt bei Lucerne Festival (damals noch Internationale Musikfestwochen Luzern) im Sommer 1990 © Peter Fischli / Lucerne Festival

Live-Mitschnitte aus Luzern: Sir András Schiff spielt Scarlatti und Kurtág

«Verschwunden sind Scarlatti und Kurtág nicht. Es kann gut sein, dass sie wiederkommen. In der Zwischenzeit haben mich einfach andere Aufgaben beschäftigt.» Im Sommer 1998 und im Herbst 1999 war András Schiff, damals noch nicht von Queen Elizabeth II als Knight Bachelor in den Adelsstand erhoben, mit zwei Rezitalen bei Lucerne Festival zu Gast. Und widmete sich zwei Komponisten, die in seiner Diskografie und seinen Programmen seither kaum noch anzutreffen sind: Domenico Scarlatti (1685–1757) und György Kurtág (*1926) trennen Jahrhunderte, doch musikalisch stehen sie sich als Meister der Miniatur nahe. Zum Glück war der Schweizer Rundfunk damals mit von der Partie und hat Schiffs hinreissende Interpretationen mitgeschnitten – sodass wir sie nun in den «Historic Performances» veröffentlicht können.

András Schiff probt in Luzern, 1997 © Georg Anderhub / Lucerne Festival
András Schiff probt in Luzern, 1997 © Georg Anderhub / Lucerne Festival

«Mein Gott, das ist eine Schatzkammer!», schwärmt Schiff über Scarlattis Sonatenschaffen, für das er sich schon während seines Studiums bei George Malcolm begeisterte. Ja, in den 1980er Jahren legte Schiff zwei Scarlatti-CDs vor, bei Hungaroton und bei Decca. Doch anschliessend verschwand dieser Barockmeister sukzessive aus seinem Repertoire.

In Luzern präsentierte Schiff 1999 eine feine Auswahl aus Scarlattis mehr als 550 Sonaten: «Anfangs schrieb Scarlatti nur einsätzige Sonaten. Seit der Forschungsarbeit von Ralph Kirkpatrick wissen wir, dass die nachfolgenden Sonaten dann meist paarweise komponiert und gedacht wurden. Es finden sich auch einzelne Dreiergruppen», erklärt er. «Ich respektiere die paarweise angelegten Konstruktionen. Ausserdem richte ich meine Programme immer nach Tonarten aus: Tonika-Dominant-Beziehungen, Paralleltonarten oder Medianten.» Schiff interpretierte die 13 kurzen Werke – der Live-Situation entsprechend – risikofreudig, mit grosser Charakterisierungskunst und ungeheurem Klangsinn.

Wohlbedacht ist auch seine Auswahl aus György Kurtágs Jákétok («Spiele»), einer tagebuchartigen Sammlung von Klavierminiaturen, die er ein gutes Jahr zuvor in Luzern präsentierte. «Ich habe Kurtág damals um Programmvorschläge gebeten», erinnert sich Schiff. «Er antwortete mit einem Brief, in dem er mir Listen mit möglichen Werkzusammenstellungen unterbreitete. Ich bin Kurtágs Vorschlägen zwar nicht bis ins letzte Detail gefolgt, aber ich habe die Stückfolge doch in seinem Sinne gestaltet.» Als Schiff als 14-Jähriger zu Pál Kadosa an die Budapester Franz-Liszt-Musikakademie kam, studierte er mehrere Jahre bei Kurtág, damals Kadosas Assistent. Er verehrt ihn als einen Komponisten, der «zu jedem Ton eine wichtige Meinung hat und genau weiss, wie er ihn hört». Einspielungen seiner Musik hat Schiff dennoch bislang keine vorlegt. Mit dieser Veröffentlichung gratuliert er Kurtág zum 100. Geburtstag am 19. Februar 2026.

 

Am 31. August gastiert Sir András Schiff, der Lucerne Festival seit 35 Jahren eng verbunden ist, mit einem Rezital und Werken von Bach bis Schumann beim Sommer-Festival. Die ihm gewidmete «Historic Performances»-CD erscheint am 5. September im Handel, ist während des Sommer-Festivals aber bereits am Tresen im Foyer des KKL Luzern und über unseren Webshop zu erwerben.

András Schiff spielt Scarlatti und Kurtág

Mehr erfahren
Erleben Sie Sir András Schiff bei Lucerne Festival 2025
  • So 31.08.
    Rezital András Schiff

    Sir András Schiff

    Datum und Ort
    So 31.08. | 11.00 Uhr | KKL Luzern, Konzertsaal
    Programm
    Bach | Mozart | Haydn | Beethoven | Mendelssohn | Schumann
    Sommer-Festival 2025
    Tickets kaufen
    ab CHF 30