Haben Sie schon einmal von Matilde Capuis gehört? Noch nicht? Dann wird es Zeit, glaubt Raphaela Gromes und eröffnet das Nachmittagskonzert der Festival Strings Lucerne mit den Tre Momenti der italienischen Komponistin, die 2017 im Alter von 104 Jahren verstarb. Musikalisch ist Capuis noch ganz der spätromantischen Klangsprache verpflichtet – und fügt sich damit bestens zu den Werken von Clara und Robert Schumann, die anschliessend erklingen. Oder zu den drei Stücken von Pauline Viardot-García: Sie war um die Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur als gefeierte Sängerin, sondern auch als versierte und produktive Komponistin erfolgreich. Die vielfach preisgekrönte deutsche Cellistin Raphaela Gromes gehört zu den originellen Köpfen in der Klassikbranche und liebt es, ungewöhnliche Repertoirepfade zu beschreiten. Das aber auf höchstem Niveau: Die Süddeutsche Zeitung attestierte ihr Klangschönheit und Poesie, die Neue Zürcher Zeitung «diabolische Akrobatik und ansteckende Musizierlust». Und das sind die besten Voraussetzungen für die verwegene Carmen-Fantasie auf Themen aus Georges Bizets gleichnamiger Oper, die sich Gromes von ihrem Klavierpartner Julian Riem komponieren liess.