Marco Blaauw © Christine Chapman
Marco Blaauw © Christine Chapman

Konzertprogramm

Hier finden Sie das kostenlose Konzertprogramm zum Konzert 2 «Film/Musik».

Werkkommentare

  • Marcus Schmickler über «Richters Patterns» (2016)

    Die Komposition «verlängert» Gerhard Richters Experiment der Zerlegung einer Reproduktion eines seiner Abstrakten Bilder in vertikale Streifen um die Domäne Klang und Zeit. Der Titel verweist auf den Versuch, Gerhard Richters Künstlerbuch Patterns: Divided, Mirrored, Repeated (2011) in Film mit Musik für das Ensemble Musikfabrik zu übertragen.

    Diese «Verlängerung» findet einerseits auf der Ebene des Materials und der musikalischen Syntax statt. Formteile werden in unterschiedlichen Skalierungen wiederholt und gespiegelt. Massige Akkorde werden auf vertikaler Ebene immer weiter ineinandergeschoben, bis sie mikrotonale Linien ergeben. Diese wiederholen sich und falten sich erneut ins Motivische auf, um letztlich als Spektrum in die Welt der Obertöne augmentiert hörbar zu werden.

    Richters Patterns ist des Weiteren eine doppelte «Verlängerung» der Konzeption Richters: Auch auf der Ebene des Kulturellen reflektiert die Komposition den Prozess, dem der berühmte Maler sein Material unterwirft. Das Verhältnis der Malerei wie auch der Musik zum Pattern, Muster, Ornament und damit auch zum Dekor ist in der Theorie der Kunst des 20. Jahrhunderts wiederholt problematisiert und entproblematisiert worden. Es wird zu einem Sprungbrett, einem Trampolin für Richters Patterns; unterschiedliche Epochen der Musik und der Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spiegeln sich in der Komposition scheinbar wider.

    Weitere Informationen zu Marcus Schmickler und seinem Schaffen finden Sie hier.

  • Rebecca Saunders über «Moving Picture 946-3 Kyoto» (2019/20)

    Beim ersten Anschauen versetzt uns der Film Moving Picture 946-3 schlicht in Erstaunen: durch sein Leuchten, durch seine hypnotisierende, absolute Konzentration und vor allem durch die Art und Weise, wie er das Zeitgefühl aufhebt. Wenn wir die winzigen Partikel des visuellen Bildes betrachten, scheinen wir direkt in die Farbfragmente hineingezogen zu werden. Meine Musik wiederum erforscht die filigranen Nuancen jedes musikalischen Fragments: Sie spürt der Körnung der Klangfarbe nach, dringt in ihren Kern vor, spürt den Klangpartikeln selbst nach.

    Die Musik zu Moving Picture 946-3 basiert auf den zahllosen Sound-Sessions, die ich in den vergangenen 17 Jahren mit Marco Blaauw durchgeführt habe. Wenn die Trompete spielt, schliesse ich die Augen und höre eine Stimme, kein Instrument. Es ist, als würde Marco singen – ein seltsames Lied, aber doch eine Stimme. Die natürliche Lyrik der Trompete erinnert an ein altes Lied und eignet sich bestens für eine zeitlose, statische Musik. Diese Musik ist im Wesentlichen melodisch, aber die lyrischen Linien sind extrem weit gespannt, dehnen das Material aus, folgen jeder Klangnuance und entwickeln sie weiter.

    Weitere Informationen zu Rebecca Saunders und ihrem Schaffen finden Sie hier.

  • Ragnheiður Erla Björnsdóttir über «Young Voices of Lucerne» (2023)

    Gemeinsam mit Luzerner Jugendlichen entwickelt die isländische Komponistin, Dichterin und Performerin in einem fünftägigen Workshop eine Vocal Sculpture zur Einstimmung auf die Konzerte. Festival-Dramaturg Mark Sattler hat Ragnheiður Erla Björnsdóttir zu ihrem Projekt befragt.
     

    Weitere Informationen zu Ragnheiður Erla Björnsdóttir und ihrem Schaffen finden Sie hier.

Podcast

Die Regisseurin Corinna Belz montierte Ausschnitte aus Gemälden Gerhard Richters zu abstrakten Filmen; gleichzeitig diente Richters Werk Marcus Schmickler als Grundlage für seine Komposition. Ein weiteres Gemeinschaftsprojekt von Belz und Richter inspirierte Rebecca Saunders zu einem Stück für den Trompeter Marco Blaauw. Wir sprechen mit Corinna Belz über diese aussergewöhnlichen Arbeiten, ihren Entstehungsprozess und ihre Wirkung.